Unterstützung bei der Entwicklung von Moderations-Bots, die der Zensur dienten

Die Twitter-Files 15: Wie die Pharmalobby ihren Einfluss auf die Sozialen Medien nutzte

von Tara Grimm (Kommentare: 2)

Durch Blitzaktionen verhinderte die Pharmaindustrie die Entwicklung von Patenten für kostengünstige Covid-Medikamente und Generika-Vakzine.© Quelle: Pixabay / Azek Socha / Pete Linforth, Montage Bertolt Willison

Das 15. Kapitel der Twitter-Files, welches am 16. Januar vom US-amerikanischen Journalisten Lee Fang veröffentlicht wurde, ist für uns Deutsche von besonderem Interesse.

Unter dem Titel

„Wie die pharmazeutische Industrie ihren Einfluss auf die Sozialen Medien nutzte, um Inhalte zu modellieren. Die Bestrebungen beinhalteten den direkten Druck von Pfizer-Partner Biontech, um Aktivisten zu zensieren, die niedrigpreisige Generika-Vakzine für einkommensschwache Staaten forderten"

wird in einem 15-teiligen Thread erläutert, auf welche Weise man u.a. bei Biontech in Mainz, An der Goldgrube 12, dafür sorgte, dass der Name der Anschrift auch weiterhin Programm blieb.

Im Jahr 2020, so beginnt Lee Fang unter Punkt 2, sei deutlich geworden, dass die Pandemie schnelle Innovation erfordern würde. Und schon frühzeitig habe es Bestrebungen für gerechte Lösungen gegeben. Die Idee dabei war, im Rahmen einer internationalen Partnerschaft Konzepte, Technologien und neuartige Behandlungsformen miteinander zu teilen, um die Krise zügig zu beheben.

Diese Pläne stießen jedoch nicht überall auf Zustimmung. Fang schreibt unter Punkt 3: „Aber die globalen Pharma-Giganten sahen in dieser Krise die Gelegenheit für einen beispiellosen Profit. Hinter verschlossenen Türen starteten sie eine massive Lobby-Blitzaktion, um jeden Versuch zu vereiteln, Patente/IP für neue Covid-Medikamente, einschließlich Therapeutika und Vakzine, freizugeben."

BIO, eine Lobby-Gruppe, die auch Pfizer und Moderna vertrat (Informationen zu BIO Deutschland hier), habe sich an die Biden-Administration gewandt und diese aufgefordert, jedes Land zu sanktionieren, das versuchen sollte, Patente für Therapeutika oder Vakzine zu verletzen, um entsprechende Generika zu entwickeln.

Und auch in Europa, speziell bei Biontech in Deutschland, wurde man aktiv. Unter Punkt 5 veröffentlicht Fang eine Mail der Biontech-Chefin für externe Kommunikation, Jasmina Alatovic, in der sie sich an die Chefin für Öffentlichkeitsarbeit bei Twitter/Deutschland, Nina Morschhäuser, wendet:

„Liebe Frau Morschhäuser,
Das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, Anm.d.Red.) hat am Freitagabend, 11.12.2020, einen Hinweis über eine Online-Kampagne gegen Impfstoffhersteller erhalten. Für Montag, 14.12.2020, rufen Aktivisten im Namen einer ,gerechten' Covid-19-Impfstoffverteilung zu Online-Kampagnen auf.
Im Rahmen der Online-Kampagnen wird etwa dazu aufgerufen, BioNTech und unsere Geschäftsführer über soziale Medien zu kontaktieren.
Könnten Sie uns helfen, unseren BioNTech Twitter Account am Sonntag für zwei Tage zu ,verstecken', sodass Kommentare etc. nicht mehr möglich sind?
Viele Grüße
Jasmina Alatovic"

Frau Morschhäuser reagierte umgehend. In einer unter Punkt 6 veröffentlichten Mail leitete sie die Anfrage von Alatovic an das Twitter-Moderationsteam weiter:

„Wir wurden sowohl von BioNTech als auch vom deutschen Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik darauf hingewiesen, dass für morgen, Montag, den 14. Dezember, ab 9.00 Uhr MEZ eine Online-Kampagne gegen Pharma-Unternehmen, die das C-19-Vakzin entwickeln, geplant ist.
Zu den erwarteten Hashtags gehören
JoinCTAP und
PeoplesVaccine
Würdet ihr uns unterstützen und ein Auge auf die entsprechenden Hashtags haben sowie auf die folgenden Accounts
bioNTech_Group
pfizer
pfizer_de
moderna_tx
AstraZeneca
Die Behörden warnen vor ,ernsthaften Konsequenzen' dieser Aktion, u.a. eine Flut von Kommentaren, die gegen ,die Twitter-Nutzungsbedingungen' verstoßen könnten (...)"

Diese Mail ist aus mehreren Gründen interessant. Zunächst einmal ist es bemerkenswert, dass bereits ein vager Hinweis ohne jegliche Nennung von Details zu den angekündigten potenziellen Verletzungen der Twitter-Nutzungsbedingungen genügte, um das Moderationsteam zu aktivieren. Darüber hinaus weist die konkrete Angabe der zu beobachtenden Hashtags, welche in der Anfrage von Biontech nicht erwähnt werden, sowie die Ausweitung der zu „schützenden" Accounts auf Pfizer, Moderna und AstraZeneca darauf hin, dass es – ähnlich wie in den USA – auch in Deutschland einen direkten Draht zwischen Regierungsbehörden und dem Twitter-Management gab.

Es sei nicht klar, bemerkt Fang unter Punkt 8, welche Maßnahmen Twitter bei dieser Anfrage im Einzelnen eingeleitet habe. Allerdings hätte es in der Folge mehrere Rückmeldungen von Twitter-Angestellten gegeben, in denen erklärt wurde, dass keine Verstöße durch diese Aktion festgestellt wurden. Trotzdem sei das Monitoring von Tweets fortgesetzt worden.

Neben solchen konzertierten Einzelaktionen zur Überwachung des Narrativs fand die Zensur auch auf einer sehr viel komplexeren Ebene statt. So finanzierte die bereits erwähnte Lobby-Gruppe BIO eine spezielle Kampagne zur Inhaltsmoderation, die von dem Vertragspartner Public Good Projects entwickelt worden war und in deren Mittelpunkt die sogenannte Covid-Desinformation stand. BIO stellte für diese Kampagne 1.275.000 US-Dollar zur Verfügung, wie aus Steuerunterlagen hervorgeht, die Fang unter Punkt 10 veröffentlicht. Im Rahmen von „Stronger", wie der Name der Kampagne lautete, sei Twitter bei der Entwicklung von Moderations-Bots unterstützt worden. Diese, so Fang, trafen einerseits die Wahl, welche Accounts im Bereich der „öffentlichen Gesundheit" eine Verifizierung erhielten, und halfen andererseits dabei, Inhalte, die aus der Masse heraus verbreitet wurden, zu entfernen.

Auffallend sei, bemerkt Fang unter Punkt 13 abschließend, dass die massiven Zensurbestrebungen nie bei Pharma-Unternehmen Anwendung gefunden hätten. Selbst als Big Pharma bezüglich der Risiken maßlos übertrieben habe, welche als Folge von kostengünstigen Generika-Vakzinen angeblich hätten auftreten können, habe „Stronger" nichts unternommen. Die Regeln hätten ausschließlich für jedwede Art von Kritik an der Industrie gegolten.

Fast ist man nach diesen neuen Enthüllungen aus dem Hause Musk versucht, jedenfalls hinsichtlich der Thematik "Covid-Generika-Vakzine", die These aufzustellen, dass an dieser Stelle die Agenda eines Bill Gates, „den zu entwickelnden Impfstoff letztendlich sieben Milliarden Menschen [zu] verabreichen" mit der Gier der Herrschaften aus dem Hause „An der Goldgrube" kollidierte. Was angesichts der Tatsache, dass inzwischen sogar die US-amerikanische CDC „,mögliche Sicherheitsbedenken' bei bestimmten Personen, die Covid-Vakzine erhalten" zu erkennen glaubt und daher plant, das „bivalente Vakzin" von Pfizer-Biontech einer Überprüfung zu unterziehen, womöglich ein Glücksfall ist.

An dem Tag, an dem von offizieller Seite eingeräumt werden muss, dass die weltweit täglich zunehmenden „plötzlichen" Todesfälle weniger „unerwartet" sind, als stets behauptet wurde, werden sich wohl auch Frau Alatovic und Frau Morschhäuser verantworten müssen. Von denen übrigens Erstere im Jahr 2021 den Preis der „Forschungssprecherin des Jahres" gewonnen hat und Letztere einige Zeit vor ihrer Karriere bei Twitter fast zehn Jahre im Deutschen Bundestag als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Fraktionsreferentin für Medienpolitik tätig war.

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Die Twitter-Files 10: Twitter und COVID-19
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Die Twitter-Files 15: Wie die Pharmalobby ihren Einfluss auf die Sozialen Medien nutzte
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